Ragazzi
, 2002 12: AM
After Crying haben von Haus aus klassischen Ausdruck. Dass sie nun aber ihre Kompositionen mit einem klassischen Orchester, nämlich dem 21st Century Symphonic Orchestra interpretieren, verändert die Stücke doch gewaltig. Man kann zur klassischen, ernsten Musik stehen, wie man will. Tatsache ist, dass Kompositionen auf ihr Gehalt entlarvt werden, wenn sie klassisch-sinfonisch interpretiert werden. So manche Songs besserer Psychedelic Bands würden erkannt als platte Werke von bleierner Dynamik ohne virtuosen Gehalt. Man kann zu After Crying stehen, wie man will. Tatsache ist, dass nicht nur ihr rockmusikalischer Ausdruck für vielfältige Energie und exzellente Struktur steht. Ihre Songs lassen auf "Bootleg Symphony" plötzlich eine Reinheit, eine Vitalität und Kraft erkennen, die kompositorische Sprache wird mit einer Inbrunst lebendig, dass gerade mit dieser sensiblen Aufnahme klar wird, dass hier eine der besten Rockbands heutiger Tage aktiv ist. "Bootleg Symphony" heißt das Album und das ist sicher dem Klang der Aufnahme geziehen. Zwar ist das Album nicht mit einer wirklichen Bootleg-Qualität gezeichnet, doch ist zu hören, dass eine gewisse Unausgewogenheit zwischen den Instrumenten, in den Arrangements hervortritt. Auch hört man hin und wieder Zuhörer husten, auf den Stühlen rücken oder ähnliches. Ein brillanter Sound erwartet uns nicht. Dennoch kann ich die Aufnahme empfehlen. Die Irritationen und Verschiebungen des Klangbildes sind relativ gering und überdecken nicht die musikalische Qualität dieser hervorragenden Musik. Schade nur, dass von den aufgezeichneten 200 Minuten nur eine knappe Stunde veröffentlicht wurde. After Crying werden auch in Zukunft für Überraschungen sorgen, soviel ist gewiss.
Volkmar Mantei
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