Ragazzi
, 2002 12: AM
Die ungarische Szene ist seit einigen Jahren sehr innovativ. Nicht zuletzt After@All, die zwischen Metal und moderner Popmusiksprache arbeiten und das, ohne der sonst allseits blöden Popmusik zuviel Gewicht beizumessen. Hinzukommend legen sie Wert auf Stilistika aus dem Progressive Rock, die eine gute Würze in die verschachtelte, schwere und doch gefällige Musik bringen. Inspiration haben After@All zur Genüge, weder klingen die elektronisch verfremdeten Metal/Ballade/Prog - Stücke banal, trist noch typisch. Im Gegenteil, zuerst offenbart die Band ihr Geschick für emotionale Motive. So nach und nach eröffnen After@All ihre Einflüsse, da fehlen weder King Crimson, Dream Theater noch Marillion, nicht unbedingt zu klar als Orientierung, sondern viel mehr als arrangement-technisches Vorbild. Die Band geht jedoch viel weiter. Die vor Einfällen überschäumenden Songs sind kleine Kunstwerke. Die nackten Kompositionen auf akustischer Gitarre oder Piano gespielt würden sicher nicht sehr viel her machen, doch der Rahmen, das Konzept, die instrumentale Weite und die Tonfülle beleben die Songs. Die Band ist konsequent modern ausgerichtet, das Cover, das Booklet, Texte und Bilder sprechen eine deutliche Sprache - das sind Internetkids, die Metal sagen, aber nicht das Zeug meinen, das sich dreckig, wild und antigesellschaftlich gibt. Eine neue Ästhetik, verspielt, doch klar. Beeindruckend in seiner Gesamtheit und aggressiven Härte. Klingt eingentlich nach einem Major, aber die großen Labels sind seit langem auf beiden Ohren taub.
Volkmar Mantei
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