Ragazzi
, 2004 12: AM
Es war einmal eine Band namens After Crying. Stopp - die gibt´s ja glücklicherweise noch! Die hatten mal einen Pianisten und Komponisten, der die ersten Alben stark beeinflusst hatte. Der setzte sich dann nach bandinternen Querelen irgendwann ab, um die Band abzuhängen und allein für Furore zu sorgen. Tatsächlich veröffentlichte er parallel zu seiner Ex-Band 1997 ein Album namens "Townscream", das sehr interessant war, aber längst nicht mit After Crying mithalten konnte. Dann versank After Crying für Jahre in der Arbeit am Nachfolger und Vedres Csaba machte es ebenso. Vor einem halben Jahr haben After Crying nach 6 (!) Jahren ihren Nachfolger veröffentlicht, und siehe da, auch ihr ehemaliger Komponist kann da nicht zurückhalten. Und in so manchem Stück seiner neuen CD klingt immer noch der typische After Crying-Sound nach. Die 30 Songs der über 70 Minuten langen CD sind fast sämtlich solo am Piano eingespielt worden. Tolle Kompositionen, lebendiges Spiel, emotional wie melodisch herausragende Stücke sind dabei, doch auf Dauer der CD ist das etwas eintönig. Hin und wieder spielt Csaba Trompete oder Kirchenorgel, was einmal mehr wehmütige Erinnerung an vergangene After Crying - Tage aufwirft. Selbst sein Gesang, seine Stimme sind mehr nostalgischer Reiz als Grund, sich "Breathed Prayer" zuzulegen. Trotzdem kann das Album punkten, denn es hat Ideen ohne Ende und vitale und melancholische Motive wechseln sich ab. Die meisten Songs sind kaum 3 Minuten lang, nur in einem Fall sind die Ideen (11-20) zu einem 14-minütigen Stück zusammengefasst. Das ist auch gut so, denn je länger so ein Stück, umso mehr fällt die Konzentration darauf schwer. Liebhaber von Piano-Stücken und die Hardcore-After-Crying-Sammler sollten sich die CD in jedem Fall zulegen, allein aus nostalgischen Gründen, aber auch, um zu hören, was in After Crying mit Vedres Csaba möglich gewesen wäre, aber nach dem Break (erstmal) ausgeschlossen ist.
Volkmar Mantei
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