Eclipsed
, 2004 12: AM
Welch begnadete Artrock-Musiker aus Ungarn kommen können, weiß man nicht erst seit den Überfliegern von After Crying. Ungarn hat diesbezüglich eine lange Tradition, die nun mit der Band Inkabb Holnap und ihrem neuen Album „Tomorrow Instead“ eine Fortsetzung findet. Nur einer der insgesamt neun Tracks auf diesem Album hat Vocals (gesungen auf ungarisch), aber alle sind virtuos arrangiert und gespielt. Ganz klar ohne Jazz zu sein, werden aber dessen Strukturen benutzt: Zunächst spielen alle Instrumente gemeinsam, ergänzen sich, bis dann jedes Instrument mit einem Solo an der Reihe ist. Nicht ganz, denn glücklicherweise verzichtet die Band auf ein Schlagzeug-Solo, was sonst die Atmosphäre empfindlich stören könnte. Danach finden sich die Instrumente wieder zu einem gemeinsamen Thema. Exemplarisch für diese Spielweise ist das knapp 8-minütige „1000 Lej“, welches mit flirrenden Rhythmusgitarren und Pianolinien beginnt, ehe sich die Gitarre zu einem Solo aufschwingt, dann von einem subtilen Bass-Solo abgelöst wird, ehe das Keyboard das Kommando übernimmt, und das alles sehr unaufdringlich. Das ist schon gediegener Artrock. Wenn an dieser Musik etwas fehlt, dann ist das vielleicht ein Schuss Aggressivität oder Rauheit. Aber ansonsten gibt es wirklich nichts zu meckern.
Bernd Sievers
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