Ragazzi
, 2003 12: AM
Zum Glück ist Symphonik Rock nicht hip, die Masse an Veröffentlichungen würde jeden Fan erschlagen. Doch obwohl es keinen Stil innerhalb der Rockmusik gibt, der mehr totgeschwiegen wird, gibt es immer wieder Bands, die genau diesem Stil huldigen. Ob Inkább Holnap Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Ob ignoriert oder nicht, es gibt eine unglaublich große und breit gestreute Fülle symphonischer Rockmusik. Die Ungarn haben kein Label gefunden. Schon mal kein gutes Zeichen. Doch Periferic Records hat sie in die Distribution aufgenommen, die CD ist somit leicht zu beziehen. Inkább Holnap spielen schwer keyboardorientierten Symphonik Rock, gewiss Old School inspiriert, stilistisch aber NeoProg näher. Ihre Musik ist eigenständig, nicht unbedingt mit dem Klang anderer Bands zu vergleichen. Die Kompositionen sind gut gelungen, wenn es auch Längen gibt und einige Arrangements etwas dürftig und billig klingen. Das ist gewiss dem Hauptaugenmerk geschuldet, hier geht nichts ohne Tasten. Gitarrist Paár Krisztián darf zwar auch mal solieren, zumeist jedoch gesellt er sich zur Rhythmusabteilung und treibt unaufgeregtes Spiel. Vérti Krisztián am Schlagzeug ist im Vergleich viel aktiver, komplexe Rhythmen und guter Drive ohne viel Groove-Anbiederung machen die Musik vital, was auch notwendig ist. Bassist Hoffer Péter unterstützt ihn ausgezeichnet, bleibt dabei aber eher im Off und ins Gesamtbild gefügt. Keyboarder Sári Imre gibt den Ton an, seine Keyboards bringen die herausragenden Töne. Leider sind diese aber nicht ausschließlich allein in der Lage, die Band zu führen, wenn dann der Gitarrist kein Soli oder andere, kräftige Töne setzt, bleibt das Arrangement etwas nackt, bloß, dürftig. Das geschieht zwar nicht häufig, denn insgesamt überwiegt bei Inkább Holnap gut und auch straff arrangiertes Komponiergut, aber Längen kommen vor. Die Songs gehen zumeist nahtlos ineinander über, was sehr gut gemacht worden ist. Fast ausschließlich instrumental, wird die Band nur im knapp 1 ½-minütigen "She´s Just Standing There" von Molnár Tímea und Vérti Georgina mit Gesang unterstützt. Im folgenden langen "Hi Honey" übertrifft sich wider Erwarten der Gitarrist selbst und holt zu einem monumentalen Solo aus, das ihm alle Ehre macht. Anschließend tingelt die Band etwa eine Minute lang auf der Stelle, ohne voranzukommen. Als der Keyboarder eingreift, hat sich die Stimmung völlig ermattet und das Stück, jetzt schon fast zum Reggae mutiert, zieht milde dahin. Richtig gut hingegen wird es, als "See Saw" mit Jazzeinflüssen auffährt und ein etwas mutigeres Gitarrensolo erlaubt. Anschließend fließt "Strawberry Melon" lässig dahin, symphonisch kühl auf einem feinen Jazzrhythmus. Perfekt. Schönstes Stück ist allerdings der zweite Song "Without Harmony", ein sehr harmonischer NeoProg, besser als der übliche Durchschnitt, und sehr flott und dynamisch. Inkább Holnap haben ihre CD fertig, sie können sich auf neues Material konzentrieren. Wenn sie viel touren, werden sie auch die Längen abschleifen. Trotzdem ist das Album druck- und eindrucksvoll genug, empfehlen zu werden.
Volkmar Mantei
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