Ragazzi
, 2001 12: AM
Die Ungarn Mini haben nach langer Zeit der Stille wieder ein Album veröffentlicht. Periferic Records hatte schon seit Jahren an die Tür geklopft und angefragt, ob Mini nicht interessiert sei. Mini war interessiert, das Resultat ist nun erschienen. In den 70er Jahren hatte die Band um Adam Török mit ihrem flötengeprägten JazzFusion Prog Aufsehen erregt, mittlerweile sind ihre Alben auf CD aufgelegt. Live-Aufnahmen und Raritäten gibt es auch, so dass Adam Török nach dem Aufarbeiten der Vergangenheit Muße fand, die Band zu reaktivieren. Neben Török(fl., voc), der die 5 Songs komponierte, sind Köves Miklós (dr), Kerégyárto István (g) und Németh Károly (keyb) dabei, einen neuen Sound zu finden. Das Logo der Band ist zwar: die neuen Mini sind die alten Mini, doch das stimmt zwangsläufig nicht so ganz. Zwar ist die Flöte neben den Keyboards bestimmendes Element geblieben. Doch die Songs sind viel schwebender, weitschweifiger, epischer und schlichter als das frühe Material. Hier und dort haben sich new age - artige Harmonien eingeschlichen und das komplette Album wird von ambienter Melancholie geschmeidig durchzogen. Die Flöte erinnert nicht an sonstige Bands, dafür aber der seltene Gesang von Adam Török, der seine Stimme in verblüffender Ähnlichkeit zu Ian Anderson einsetzt. 4 der 5 Songs auf "Nomads of the wind" sind Longtracks. "Aphrodite´s Dance Around and Around at the Clear Blue Lake" bringt es auf satte 21 Minuten. Beim ersten Durchhören konnte ich damit überhaupt nichts anfangen. Jedoch packt die schlichte Eleganz des epischen Songs beim zweiten Hören schon viel eher. Die neuen Mini sind längst nicht so komplex und ihre Songs erinnern lediglich in der Klangsprache an die alten. Dafür bricht sich aus den jazzigen, symphonischen Strukturen ein spannendes Folk-Gefühl, dass die Songs in all ihrer Länge angenehm trägt. In den 52 Minuten darf der Gitarrist nur ein kurzes Solo spielen, zumeist geht er völlig unter oder spielt den Bass. Wie die sanften, zähflüssig dahinschwelgenden Melodiewechsel zueinanderfinden, wieder auseinanderstreben und sich abwechseln, spricht von ausgezeichnetem Musikantentum. Und weil die klangschöne Stille immer im Vordergrund steht, wird "Nomads of the Winds" niemandem wehtun.
Volkmar Mantei
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