Progressive Newsletter
, 2002 12: AM
Das Debüt aus dem Jahr 1999 hatte schon einige der Qualitäten des neuen Albums. David Torn-mäßige Gitarre, jazzige Bläserausflüge und Jazzrock avantgardistischer Natur. "Búcsúzás" übertrifft die Intensität des Erstlings locker. Auch hier sind die Songs sehr lang, fast sämtlich über 10 bis 15 Minuten. Wohl deshalb gibt es eine 2CD. Die 14 Tracks sind ein explosives Gebräu experimenteller, avantgardistischer Natur. Anleihen aus dem Free Jazz und Progressive Rock setzen markante Akzente, brechen die Kompositionen auf und entführen die Band in ausufernde, wilde Improvisationen, die oftmals in atonalen, disharmonischen Bereichen aufgehen. Chef und Komponist des Unternehmens Kada ist Gitarrist Váczi Dániel, der genanntem David Torn, aber auch Fred Frith, Frank Zappa oder Elliot Sharp vergleichbar ist. Seine Eigenheit ist der fast schon wieder melodische Umgang mit den sphärischen, expressiven Tönen und Stimmungen. Wenn die Band leise einsteigt, der Gitarre Raum nimmt und stetig Volumen greift, entfaltet sich aus der sensiblen Harmonie eine entschlossene Wildheit, die plötzlich zu einem Taifun wird und jegliche Struktur zerstört und eine eigene Schönheit, eine atonale Blume setzt. Oft habe ich den Eindruck, dass Kada Folk spielen, auf ihre Weise Struktur und Wesen aufnehmen und in eigene Klangsprache umsetzen. Die Urbanität, die aus der Musik spricht, ist quicklebendig, rasant, mitreißend. Unglaublich, dass die 8-köpfige Band zu einem solch imposanten Gruppenspiel findet, das in Improvisation und Melodie diese höhere Harmonie entfaltet. Bei Kada hören die Augen mit. Das Cover ist, wie auch schon das des Debüts, eine Augenfreude. Die melancholischen, verschrobenen Bilder des ungarischen Malers Dudás Gyula schließen das Digipack und die Musik zu einer vollkommenen Einheit.
Volkmar Mantei
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