Progressive Newsletter
, 2002 12: AM
Aus den Karpaten stammen nicht nur Blutsauger vom Schlage Draculas, sondern auch gar grausige Projekte scheinen dort zu musizieren. Nun liegen nach meinem Kenntnisstand (immerhin Erdkunde Leistungskurs im Abitur) die Karpaten in Rumänien, die hier zusammenarbeitenden Musiker stammen aber aus Ungarn. Aber wahrscheinlich klingt Karpaten auf englisch eben besser als Puszta oder Palatschinken. Das Projekt, welches 1998 von Tamás Ángyan (Violine, Gitarre) und dem in Ungarn recht bekannten Gitarristen Daczi Zsolt ins Leben gerufen wurde, verrührt instrumentalen Progressive Rock, Fusion, Jazz, Folk und Metal zu einem scharfen, würzigen Gulasch. Verstärkt werden die beiden von Tamás Zsoldos am Bass, Bertalan Hirlemann am Schlagzeug, Gábor Kovács an den Keyboards und Dénés Makovics an der Flöte, alles unüberhörbar Könner an ihren Werkzeugen. Was vielen Instrumentalben fehlt, das gibt es beim Carpathia Project zur Genüge: griffige Ideen, die auf den Punkt gebracht werden und nicht unnötig ausgetappt werden, Abwechslung und technisches Können nicht zum bloßen Selbstzweck. Die Palette der Stile ist breitgefächert, aber dennoch klingt das Album, wie aus einem Guss. Stimmungen werden geschickt verändert: mal wird mit wilden Herzen gegeigt, die Gitarrensaiten in heftige Schwingung gebracht, dann wieder sich entspannt zurückgelehnt und den akustischen Klängen der Raum freigemacht. "Carpathia" fetzt, rockt, groovt - Geige, Gitarre und Keyboards liefern sich spannende Duelle. Ein Album, welches schon beim ersten Anhören Spaß macht, da es nicht nur beliebige Klischees laufwarm aufwärmt, sondern sie interessant verschmelzt und zum Kochen bringt.
Kristian Selm
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