Progressive Newsletter
, 2002 12: AM
Die ungarische Kultband, die ihr erstes Vinyl aufgrund politischer Schwierigkeiten in Australien aufgenommen (und damit eines der besten Jazzrock Alben aller Zeiten) sowie 1976 eine zweite mainstreamige LP eingespielt hatte, holt auf diesem Silberling sieben Aufnahmen aus der Versenkung, die es bisher nicht an das Licht der Öffentlichkeit geschafft haben. "Take 2 Signature" ist kaum 24 Sekunden lang und saugut. Die nächsten vier Songs "I'm a man", "Manic depression", Fixin a hole" und "Who is the clown" (5 - 8 Minuten) sind Coverversionen bester Qualität. Sowie Sound als auch musikalische Intensität sind höchstes (Jazzrock) Niveau. "Szettört Álmok" ist 34:39 Minuten lang und das traurige Herzstück der Bandgeschichte. Den Ungarn wurde nie die Möglichkeit gegeben, dieses sehr schöne Stück Jazzrock in einem Studio aufzunehmen bzw. zur Vollendung zu entwickeln. So gibt es nur diese Liveaufnahme, die deutliche soundtechnische Probleme in sich trägt, trotzdem aber musikalische Qualität offenbart. Sänger Jackie Orszáczky hat eine außerordentlich kräftige Stimme, die mit arrogantem und melancholischem Ausdruck die Tiefe der Komposition adelt. Wie an der Länge des Stückes unschwer zu erkennen, sind instrumentale Teile bestimmend, Soli am Sax, Orgel und Piano sowie Melodie des Basses ausgiebig zu hören. Schräge und sanfte Passagen halten sich die Waage, der Sound drückt den Hörgenuss teils mächtig. Das 6:35 lange abschließende "Most, Múlt, Lesz" ist eine freie Improvisation über ein musikalisches Thema, 1972 in Budapest live mitgeschnitten. Der Sound ist wieder besser, das Stück am besten mit verrückt verspielt zu bezeichnen. Soundpuristen werden wohl nur zur ersten Platte greifen, die es auch auf CD gibt, sie werden aber zumindest die fünf ausgezeichneten Stücke vermissen, die den Anreiz dieser CD zum Großteil ausmachen.
Volkmar Mantei
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