Ragazzi
, 2003 12: AM
Der Solaris-Flutist Attila Kollár sammelte für "Musical Witchcraft" zum zweiten Mal Musiker um sich. Vor 4 Jahren erschien das erste Album unter diesem Namen, damals war es ein reines Solo-Projekt mit eingekauften Musikern. "Musical Witchcraft II." jedoch ist eine gewachsene Band, die sich anderthalb Jahre Zeit für die 8 Stücke auf "Utopia" ließ. So reifte ein schönes, stark folkloristisch geprägtes Werk heran, dass einen guten Eindruck macht. Die melodisch vielschichtigen Arrangements sind reich an Stimmungen und Farben. Lyrische Melodien greifen weit aus und füllen die Sinne mit warmen, positiven Gefühlen. Forsche Songs werden auf eindrucksvollen Instrumenten (Fagott, Spinett) entworfen, beweisen kraftvolle Natur und brechen in flotte Rocker aus. Zuweilen gar gerät so ein mittelalterlicher Tanz zum Metall-Stückchen, das die Fröhlichkeit und den Übermut der Melodie umso mehr charakterisiert. An Solaris erinnern Musical Witchcraft II. nicht, nur die Flöte hat den selben Klang, logisch. Vielerlei progressives Gut gibt "Utopia" zum besten. Nicht nur die reichen akustischen Passagen sind wohl mit instrumentaler Finesse gefüllt, viel mehr greifen selbst die harten Rocker auf komplexe und frische Ideen aus. Beide Stile, Folklore und Progressive Rock, ergänzen sich zu einer Harmonie, die zwar nicht neu, aber um so frischer ist, als letzthin wenige Bands/Alben so fabelhaft ausgestattet waren. Bleibt festzuhalten, dass Musical Witchcraft II. keinen Wert auf disharmonische Strukturen legen, sondern ihre Ideenfülle ganz und gar als melodisch-harmonische Arbeit präsentieren. Kein Vergleich zu Musical Witchcraft, dem schnell die Puste ausgeht und das längst nicht mit dieser Reife und Schönheit überzeugt. Mir bleibt, "Utopia" als perfekte Überraschung zu erwähnen und die CD zu empfehlen.
Volkmar Mantei
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