Ragazzi
, 2001 12: AM
Der Flötist der ungarischen Symphonic Rocker Solaris erstaunt mit seinem Soloalbum gewiss nicht nur die Progressive Abteilung. Die symphonischen, teils gar barock orientierten Klänge kommen mit einer frischen Brise Folklore, die weder dem gemeinen Prog Head noch dem anspruchsvollen Folkie zu unangebracht sein wird. Neben der halben Solaris-Crew und einigen After Crying Maniacs arbeiten weitere Musiker mit, die eindrucksvoll beweisen, dass die 70er Jahre längst nicht gereicht haben. Ehrlich gesagt bin ich kein Flöten-Fan. Jethro Tull langweilen mich, die vielen unbekannteren Bands mit dem Blasrohr können es mir nicht antun, allein Focus entzücken mich. Solaris interessierten mich wegen ihres klassischen Backgrounds, ihrer europäisch disziplinierten Intonation. "Musical Witchcraft" offenbahrt nun, dass Kollár Attila großen Anteil in der Komposition und im Arrangement bei Solaris hat. Der 19-minütigen Titelsong und die 6 kurzen Stücke beweisen ein geschicktes Händchen für lyrisches Arrangement, dass genauso rocken wie freundlich sein kann. Die inspirierten instrumentalen Stücke sind sehr abwechslungsreich, vital und dynamisch, ohne wild, zügellos und überbordend zu sein. Stets schwingt in der gelassenen Atmosphäre ein kluger, erwachsener Schalk mit. So ist die emotionale Seite zwar gebremst und eine etwas strenge Kühle klingt durch. Doch die klare Schönheit der Musik überwältigt diesen Eindruck. Wie eine kühle Morgenröte, die den Tau zum Glänzen bringt, zieht "Musical Witchcraft" in den Tag. Kollár Attila hat Themen von Johann Sebastian Bach in seine Suite integriert, ein kompositorischer Unterschied ist nicht zu merken. Der begnadete Arrangeur hat es vermocht, seine Motive gleichwertig klingen zu lassen. Wenn ihr das Album irgendwo sehen solltet - hört unbedingt rein.
Volkmar Mantei
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