Progressive Newsletter
2001 . :
Die Ungarn machen schöne Cover. Die Musik ist nicht so ansprechend. Nun gut, Prog-Light ist nicht mein Fall und ich denke, die tastenlastigen Popsongs der Band sprechen eher die Melodic und AOR Freaks an. Aber ich bin jetzt mal ein lieber Kerl. In den Achtzigern wurden die Jungs, die diese Musik hörten, Popper genannt. Sie zogen sich hübsch an und führten ihre hübsch angezogenen Mädchen zu Eis und Sekt aus. Sie lernten fleißig und sparten, bis sie sich ein Auto kaufen konnten. Anschließend haben sie in ihrem Auto die strammen Körper enthüllt und sich daran geweidet. Ich habe keinen Einblick in ihr Leben, ihre Vorstellungen und Gedanken gehabt, ich war ein Langhaariger, dem Eis, Sekt und hübsch angezogene Popmusik scheißegal waren. Ich hörte Progressive Rock und Hard Rock und - ja, leider, musste es mir selbst machen. Immerhin habe ich es überlebt. Die Popper sind heute ziemlich erwachsene Menschen und auch mich hat's geschafft. Dass mich aber deren Musik einholen muss, will mir nicht in den Sinn. Die Drums plätschern, wie die Achtziger es mochten: sanft, leicht und poppig. Das beste ist der Gesang, ich liebe die ungarische Sprache, da hätte ich vielleicht sogar die hübschen Mädels angepeilt (die mich wohl für ekligen Aussatz gehalten hätten). Die Live Scheibe kommt viel besser. Die Achtziger sind vorüber, die Instrumente kerniger und die Musiker müssen nicht mehr fürchten, ihren Saft allein abzustellen. Plötzlich bekommen die Songs ein richtiges Feeling, die Instrumentalabteilung wagt sich in den Rock und es kracht gelegentlich. Natürlich auf der Basis der in den Achtzigern entstandenen Songs, aber immerhin. Also, wer es wissen will: die Studioalben sind für die Hübschen, das Livealbum für alle, die es sanft und dennoch gut mögen.
Volkmar Mantei
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