Ragazzi
2003 . :
Das kleine Ungarn ist immer wieder für Überraschungen gut. Die jungen Bands des Landes machen sich vor allem im Psychedelic Rock einen Namen. Doch auch ganz andere musikalische Dinge machen von sich reden. Iván Folk und seine Band spielen Folkrock, der in den 9 Songs auf "Sea Of Glass" weit in Jazzrock, Progressive Rock und ambiente Strukturen übergreift. Iván spielt Gitarre, "virtual instruments", Violine, Marimba, Keyboards, singt und produziert "noise loops", während Mády Kálmán die Perkussion übernimmt und für "rhythm arrangements" zuständig ist. Kovács Simon János spielt Bass bzw. "bass grooves", Kedl Ildikó bedient das Cello und singt und Kedl László übernahm das Sopran Saxophon. An ihren Instrumenten sind alle Musiker wahrhafte Meister, ambitioniert und engagiert spielen sie die von Folk Iván komponierten instrumentalen bzw. mit lautmalerischen Stimmen ausgestatteten Songs (+ ein besungener Track). Zumeist hält sich die Band im Midtempo auf, lyrische Ideen überwiegen. Jeder Song ist mit einer Fülle passabler und sich überstülpender Melodien ausgestattet. Die Grundstruktur der Songs bleibt fast stets aufrecht erhalten, Soli oder Ausflüge mehrerer Instrumente bestimmen das melodische Geschehen mal improvisativ, mal forsch die komponierte Idee variierend. Auf den Fotos im Booklet wird die schon etwas angejahrte Band abgebildet. Da versteht sich die zurückgenommene Aktivität im Rock- (Turning Burning) und Jazzbereich (All In Mirror). Zwar sind die Ideen überraschend gut und hin und wieder gar verblüffend, doch immer etwas gebremst und schöngeistig zelebriert. Daraus ziehen sich die ambienten Notizen, die immer im Folk fussen und illuster und keineswegs langweilig wirken. Für Progressive Rocker dürften sich vielleicht zu viele "light" arrangierte Passagen auf "Sea Of Glass" befinden. Der Name gibt dem Album die Ehre. Doch die Komposition und Einspielung entschädigt. Hier wird richtige und gut inszenierte Handarbeit vorgespielt, der ich mich gern hingeben kann. Einziger Minuspunkt ist das 7minütige "As Flashes Of Fire", in dem Ildikó etwas zu viel ihrer angenehmen Stimme lautmalerisch einsetzt und das Stück damit durchschnittlich und fade macht. Ansonsten ist Folk Iván ein tolles Album gelungen, das sich nicht modischem Mainstream ergibt, sondern bewusst und gekonnt eigene Akzente zwischen Folk und Rock setzt und so ganz nebenbei angenehme Jazzmoleküle verbreitet. Weiter so!
Volkmar Mantei
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